Überblick der Therapien

Jede Angst ist von körperlicher Anspannung begleitet und insofern ein normaler Vorgang. Bei Ängsten, die das Leben beeinträchtigen, kommt es im Sinne des Teufelskreises der Angst zu einer extremen Aufschaukelung von psychischer Angst und körperlicher Anspannung/Erregung. Dies führt dazu, daß viele Betroffene jene Situationen meiden, bei denen sie befürchten, daß dort eine Panikattacke auftritt bzw. daß eine Flucht von diesen Situationen schwer möglich ist. Das können enge Räume, große Höhen, Menschenmengen, Vorträge vor einer Gruppe von Leuten, bestimmte Tiere, usw. sein. Dieses sogenannte Vermeidungsverhalten kann im Extremfall bis zum totalen sozialen Rückzug und zur Isolation/Vereinsamung führen.

Das Ziele einer Angsttherapie ist in diesem Fall, die gemiedenen Situationen schrittweise wieder aufzusuchen. Dieses schrittweise Herangehen an angstauslösende Situationen wird “Systematische Desensibilisierung” genannt. Die Betroffenen müssen wieder langsam lernen, daß die Situation selbst nicht gefährlich ist. Die Bewältigung der Angst wird durch die Entspannung wesentlich erleichtert. Entspannung und Angst sind miteinander nicht vereinbar. Wenn der Betroffene lernt, Entspannung herzustellen, sinkt die Angst automatisch ab. Dadurch wird es möglich, vorher ängstigende Situationen aufzusuchen. Dabei wird im allgemeinen die Erfahrung gemacht, daß die Angst vor der Situation übermäßig bzw. unbegründet war. In diesem Sinn kommt es zu einer Veränderung der Gedanken und Befürchtungen.Bei der Behandlung von Angst- und Panikstörungen hat sich eine Kombination von verschiedene Therapien und Verfahren als besonders wirkungsvoll gezeigt.Unten finden Sie die 6 Hauptkatagorien, die sich noch weiter unterteilen.

Entspannungsverfahren

Bei der Therapie von Ängsten und Phobien nehmen Entspannungsverfahren eine wichtige Rolle ein. Die bekanntesten sind Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Atementspannung, Meditation, Imagination (Gedankenreisen) und Yoga. Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe anderer Verfahren, die eine gute Wirkung zeigen.

Kognitive Therapie

Der Patient soll hierbei erkennen, welche Denkabläufe, wie z.B. die Bewertung der körperlichen Symptome als Gefahr, zur Aufrechterhaltung seiner Angst beitragen. Diese Denkmuster sollen dann korrigiert werden. Dabei ist die Vermittlung von Informationen über die Störung sehr hilfreich.

Verhaltenstherapie

Im Rahmen der verhaltenstherapeutischen Behandlung geht es vor allen Dingen darum, den Patienten dazu zu bringen, die angstauslösenden Situationen und Objekte nicht mehr zu meiden. Um dies zu erreichen werden die beiden Verfahren ãsystematische Desensibilisierung” und “Reizkonfrontation” angewandt. Hierbei soll sich der Patient entweder in der Realität oder auf der Vorstellungsebene der angstauslösenden Situation aussetzen. Dabei wird entweder schrittweise, d.h. bei der am wenigsten gefürchteten Situation beginnend, vorgegangen, oderder Patient setzt sich gleich der intensivsten Angstsituation aus. Ziel dieser Techniken ist, daß der Patient durch die Konfrontation mit der bisher gemiedenen Angstsituation merkt, daß die befürchteten Konsequenzen ausbleiben, und so seine Angst verliert.

Tiefenpsychologische Verfahren

Diese Behandlungsmethode beruft sich auf die psychoanalytische Erklärung für Angststörungen. Der Konflikt, der nach dieser Erklärung der Angst zugrunde liegt, wird in der Therapie aufgedeckt und bearbeitet. An erster Stelle steht dabei die Verbesserung derFähigkeit zur Angstbewältigung. Diese Therapie erstreckt sich meist über mehrere Jahre.

Soziotherapie

Bei dieser Behandlungsmethode geht es insbesondere darum, durch Einsatz von Gruppentherapie und stufenweise beruflicher Eingliederung die soziale Isolierung, unter derviele Angstpatienten leiden, zu vermindern.

Pharmakologische Therapie

Bei der medikamentösen Behandlung von Angststörungen werden am häufigsten Beruhigungsmittel eingesetzt. Dabei sollte bei der Dosierung darauf geachtet werden, daß die Dosis nur langsam gesteigert und ebenso stufenweise abgesetzt wird. Bei Langzeitbehandlung besteht das Risiko einer Abhängigkeit. Am erfolgreichsten wurden diese Präparate bei der Therapie von Panikstörungen eingesetzt. Wegen ihrer beruhigenden Wirkung werden bei der Behandlung von Angststörungen auch Antidepressiva verschrieben. Insbesondere Patienten, die unter phobischen Störungen leiden, werden manchmal mit Betablockern behandelt, die dazu führen, daß psychische und körperliche Symptome nicht mehr so eng miteinander verbunden sind. Es können allerdings Nebenwirkungen, wie Kopfschmerzen, Hautallergien und depressive Verstimmungen auftreten.

Folgende Liste ist eine Aufstellung von möglichen Therapiearten (nicht Komplett) die oft in Zusammenhang mit Ängste angeboten werden.

Name Kurzbeschreibung Häufige Anwendung Dauer Kommentar
Kognitive Therapie Konkrete Übung und Gespräche Angst, Phobie, Eßstörung, Schlafstörung, Streß, Schmerz ca. 10- 40 Std. Wissenschaftlich belegt, Kasse finanzieren bis zu 80 Std.
Verhaltenstherapie Patient wird in ängstigende Situationen massiv ausgesetzt und an diese “gewöhnt”, Unterbrechung des Vermeidungsverhaltens Angst, Phobie In der Regel 1 Stunde pro Woche über 1-2 Jahre Wissenschaftlich belegt, Kasse finanzieren bis zu 80 Std.
Gesprächs-Psychotherapie Ziel: Übereinstimmung von Selbstkonzept und Verhalten. Der Therapeut akzeptiert den Klienten und wertet nicht. Angst, Phobie, Kriesenintervention, Partner und Familienprobleme, Neurosen, Eßstörung, Schlafstörung, Streß, Schmerz, Depressionen. Bis zu mehrere 100 Stunden Keine Kassenfinanzierung, da (noch) kein Richtlinienverfahren
Analytische Psychotherapie Zugang zu unbewußten Störfaktoren durch freies Assoziieren von Gefühlen, Träumen und Erinnerungen. Therapeut bleibt im Hintergrund stellt evtl. Zwischenfragen, deutet ggf. Das Gesagte Neurosen, psychosomatische Störungen, Depressionen Bis zu mehrere 100 Stunden Kassen finanzieren bis zu 300 Std.
Hypnotherapie In Hypnose bekommt der Patient Zugang zu seinem Unterbewußten. Der Therapeut regt Verhaltensänderungen durch Suggestion an Streß, Angst, Schlafstörungen, psychosomatische Beschwerden Meist zwischen 1 und 80 Std. Voraussetzung: erfahrener Therapeut, körperliche Untersuchung, Hypnotisierbarkeit
Psychodrama Darstellung von Problemen als /Theater(Szene) Die Patienten übernehmen verschieden Rollen. Angst, Phobie, Kontaktstörungen, mangelndes Selbstbewußtsein variabel Meist als Gruppentherapie,
Positive Therapie Umdeuten von Konflikten als positiv für das Leben des Klienten. Therapeut als optimistisches Vorbild Streß, Eßstörungen, berufliche Krisen, Beziehungsstörungen. Ab 15 Sitzungen Meist als Gruppen, Paar oder Familientherapie
Hakomi Therapie Therapeut berührt Körperregionen, in denen sich Spannungen oder Probleme ausdrücken Angst, Phobien, Psychosomatische Beschwerden, Streß 3 Monate bis 2 Jahre Nicht geeignet bei schweren seelischen Störungen
Kunst und Musiktherapie Probleme werden durch künstliche Tätigkeit ausgedrückt und bewußtgemacht Mangelndes Selbstwertgefühl, Streß, Eßstörungen, Sucht Mehrere Stunden Oft im Rahmen einer stationären Behandlung als Teil eines Therapiekonzepts