Was eine Panikstörung ausmacht

Die zentralen Merkmale kurz gefasst

A Eine Panikstörung besteht aus wiederholten Panikattacken. Die Angstanfälle sind nicht auf eine spezifische Situation oder ein spezifisches Objekt bezogen und treten oft spontan auf, das heißt sie sind nicht vorhersagbar. Die Panikattacken sind nicht verbunden mit besonderen Anstrengungen oder bedrohlichen Situationen.

B Eine Panikattacke weist die folgenden Merkmale auf:

  • Sie ist eine einzelne Episode von intensiver Angst oder Unbehagen.
  • Sie beginnt abrupt.
  • Sie erreicht innerhalb von Minuten einen Höhepunkt und dauert mindestens einige Minuten (meistens nicht länger als eine halbe Stunde).
  • Mindestens vier Symptome der folgenden Liste, davon eins von den Symptomen 1 bis 4 müssen vorliegen.

Vegetative Symptome

  • Herzrasen, Herzklopfen oder erhöhte Herzfrequenz
  • Schweißausbrüche
  • fein- oder grobmotorisches Zittern
  • Mundtrockenheit

Symptome, die Brust- und Bauchbereich betreffen

  • Atembeschwerden
  • Beklemmungsgefühl
  • Schmerzen oder Missempfindungen in der Brust
  • Übelkeit oder Missempfindungen im Magenbereich (z.B. Unruhegefühl)

Psychische Symptome

  • Gefühl von Schwindel, Unsicherheit, Schwäche oder Benommenheit
  • Gefühl, die Objekte sind unwirklich (Derealisation), oder man selbst ist weit entfernt oder
    “nicht wirklich hier” (Depersonalisation)
  • Angst vor Kontrollverlust, verrückt zu werden oder “auszuflippen”
  • Angst zu sterben

Allgemeine Symptome

  • Hitzewallungen oder Kälteschauer
  • Gefühllosigkeit oder Kribbelgefühle

C Die Panikattacken sind nicht Folge einer körperlichen Erkrankung oder einer anderen psychischen Störung.

Unerwartete und belastungsunabhängige Panikattacken

Eine Panikattacke dauert meist zwischen 5 und 30 Minuten an. Betroffene beschreiben sie als Zustand intensiver Angst und extremen Unbehagens; sie taucht meist völlig unerwartet wie der viel zitierte “Blitz aus heiterem Himmel” auf, nur in phobischen Situationen weiß man, dass sie eintreten wird.

Bei einer Panikattacke treten gleichzeitig mindestens 4 von 14 typischen körperlichen oder psychischen Symptomen auf. Die belastendsten Symptome sind Herzrasen und Herzklopfen in Verbindung mit Herzinfarktängsten, Druck- und Engegefühle im Brustbereich in Zusammenhang mit Erstickungsängsten, Schwindel und Benommenheit mit der Folge von Ohnmachtsangst, Entfremdungsgefühle (Depersonalisation, Derealisation) mit der Angst verrückt zu werden sowie innere Druckzustände mit dem Gefühl auszurasten und die Selbstkontrolle zu verlieren.

Von einer Panikstörung spricht man dann, wenn innerhalb von etwa einem Monat mehrere schwere und unerwartete Panikattacken aufgetreten sind. Vorhersehbare Angstanfälle, die in ganz bestimmten Situationen auftreten, verweisen auf eine Phobie, wie etwa extreme Angst vor Hunden, dem Liftfahren oder Spritzen.

Verschiedene Panikpatienten berichten, ihre Attacken würden stundenlang andauern. Länger anhaltende Angstzustände, die gewöhnlich weniger stark ausgeprägt sind, bezeichnet man als Angstepisoden.

Anders als Hypochonder, die ständig davon überzeugt sind, trotz gründlicher Untersuchung an einer oder zwei ernsthaften Krankheiten zu leiden, sind Panikpatienten gewöhnlich nur während des Angstanfalls überzeugt, gesundheitlich bedroht zu sein. Verschiedene Panikpatienten entwickeln jedoch im Laufe der Zeit hypochondrische Tendenzen.

Betroffene erzählen immer wieder, dass sich ihr Leben schon ab der ersten Panikattacke dramatisch geändert habe. Nicht nur, weil diese ja plötzlich und oft sogar in einer äußerst entspannten Situation (beim Fernsehen, Lesen, Einschlafen, bei Urlaubsantritt etc.) aufgetaucht ist, sondern auch, weil das damals tief empfundene Gefühl der Todesangst im Gedächtnis gespeichert bleibt und ständig präsent ist.

Die erste oder zweite Panikattacke wird meistens wie ein beginnender Herzinfarkt oder Nervenzusammenbruch erlebt und führt
öfter auch nach organmedizinischer Abklärung zum Gefühl, schwer krank zu sein. Die Angst vor der Angst, vor der nächsten Attacke, wird zum ständigen Begleiter und beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich. Die Betroffenen konzentrieren sich ständig auf ihren Körper, registrieren bereits die kleinsten Veränderungen wie Pulsanstieg, Hitzegefühle, Schwitzen oder Schwindel als Zeichen großer Gefährdung, entwickeln auf diese Weise ein gestörtes Körperbewusstsein sowie eine Angst vor bestimmten Gefühlen und Gedanken und bereiten durch diese Daueranspannung erst recht die nächste Panikattacke vor. Ein dramatischer Kreislauf …..

Viele Betroffene versuchen deshalb verzweifelt, all jene Situationen tunlichst zu vermeiden, in denen eine Panikattacke auftreten könnte (z.B. öffentliche Verkehrsmittel, Menschenmassen, Kaufhäuser), weil genau unter diesen Umständen schon einmal ein Angstanfall passiert ist. Die Angst vor einer neuerlichen Panikattacke führt bei mehr als der Hälfte der Panikpatienten zu einem sogenannten “phobischen Vermeidungsverhalten”. Viele greifen auch zu Alkohol bzw. Beruhigungsmitteln oder geraten in die Abhängigkeit von einer anderen Person, deren Anwesenheit (scheinbare) Sicherheit gibt. All diese Vermeidungsstrategien bringen keine Lösung, sondern führen unweigerlich zu einer immer größeren Einschränkung des Lebensradius!

Situationsgebundene und situationsbegünstigte Panikattacken

Situationsgebundene Panikattacken entstehen fast immer bei der Konfrontation mit einem situativen Reiz bzw. Auslöser oder bloß dessen Vorstellung (z.B. angesichts bestimmter Verkehrsmittel, Tiere oder sozialer Situationen). Derartige Panikattacken sind charakteristisch für soziale und spezifische Phobien.

Situationsbegünstigte Panikattacken werden durch phobische Objekte oder Situationen zwar vorbereitet, aber nicht sofort nach der Konfrontation ausgelöst (z.B. Panikattacken beim Autofahren erst nach längerer Zeit oder nur selten).

Wegen der Heftigkeit der Panikattacken glauben die Betroffenen oft irrtümlich, ihre Symptome würden von der ganzen Umwelt wahrgenommen, was zusätzliche Ängste auslöst, tatsächlich jedoch bemerken höchstens aufmerksame Beobachter nur unspezifische Symptome wie Blässe, Erröten, Zittern oder Schwitzen.