Sprechangst – reden ohne Lampenfieber

Viele Jugendliche und Erwachsene können wegen einer Sprechangst nicht zeigen, was in ihnen steckt. Sie haben Schwierigkeiten, sich in sprachlicher Hinsicht optimal zu präsentieren.

Lampenfieber, Bühnenangst und Erwartungsangst vor einem Auftritt sind ganz normale Zustände, denn sie bereiten den Körper auf die gewünschte Höchstleistung vor.

Viele berühmte Schauspieler, Sänger, Redner, Politiker und Sportler litten unter belastendem Lampenfieber.

Wenn du Angst vor einem öffentlichen Auftritt oder vor Sprechen in einer größeren Runde hast, können dir die folgenden Ratschläge helfen, besser damit zurechtzukommen. Sie beruhen auf dem schlichten Motto: „Reden kannst du nur lernen durch Reden“ oder „Übung macht den Meister“.

So kannst du dich und deine Ideen bei einem Vortrag besser „verkaufen“

  • Tritt auf, wie du bist, ohne dich in irgendeiner Weise zu verstellen. Das wichtigste ist, dass du „echt“ bist. Erst in zweiter Linie können dir Techniken weiterhelfen.
  • Reduziere deine Nervosität vor dem Vortrag, indem du bereits vor dem offiziellen Beginn Kontakt mit den Zuhörern aufnimmst und etwas fragst oder mitteilst (z.B. „Sollen wir die Fenster noch etwas öffnen?“, „Ich möchte darauf hinweisen, dass ihr mich unterbrechen könnt, um etwas zu fragen“).
  • Es ist ganz normal, wenn du während des Vortrags Angst und Unsicherheit entwickelst, ob du bei den Zuhörern ankommt. Denn schließlich besteht bei einem Vortrag – im Gegensatz zu einer Diskussionsrunde – keine sofortige Rückmeldung vonseiten der anderen und damit auch keine Orientierung. Versuche daher – wie bei einer Gesprächsrunde – mit den Zuhörern in Kontakt zu kommen, indem du Fragen stellst und damit die Reaktion der anderen testest. Durch einen derartigen Kontakt mit den Zuhörern fühlst du dich am Rednerpult nicht so einsam und isoliert.
  • Beobachte dich während des Vortrags nicht ständig, weil du dich dabei nur nervös machst, sondern konzentriere dich vielmehr auf den Text des Vortrags und auf die Zuhörer.
  • Achte auf ausreichenden Blickkontakt mit den Zuhörern, zumindest in der ersten Reihe. Schaue nicht immer in das Manuskript, auf den Boden, aus dem Fenster oder über die Köpfe der Zuhörer hinweg.
  • Übe dein Referat zu Hause, indem zu es auf Tonband aufnimmst und hinterher auf Stärken und Schwächen überprüfst.
    Bereite dein Referat nur in Stichworten vor. Eine wörtliche Ausformulierung zwingt dich leicht dazu, den Text vorzulesen und dadurch wenig spontan zu wirken oder gar stecken zu bleiben. Du solltest darauf verzichten, den Text auswendig zu lernen, um nur ja kein Wort zu vergessen.
  • Schaue dein Manuskript in den letzten Stunden vor dem Vortrag nicht mehr an, um dich nicht unnötig nervös zu machen, sondern erhole dich lieber oder beschäftige dich mit völlig anderen Dingen.
  • Gehe den Vortrag nicht mit übertriebenem Ernst an, sondern zeige einen gewissen Humor, um locker zu wirken. Bemühe dich jedoch nicht, besonders witzig zu wirken, denn dies könnte Unsicherheit ausdrücken.
  • Mittels vorbereiteter Stichworte oder Skizzen auf der Tafel kannst du die wichtigsten Punkte deines Vortrags optisch präsentieren. Auf diese Weise ist die Aufmerksamkeit nicht immer auf dich gerichtet, sondern auch auf die von dir präsentierten Vorlagen.
  • Wenn du im Vortrag stecken bleibst oder Angst davor bekommst, kannst du dieses Problem elegant durch folgende Vorgangsweisen lösen: Wiederhole das vorher Gesagte, stelle den Zuhörern eine Frage (z.B.: „Ist bis jetzt alles klar?“, „Möchte jemand zum bisher Gesagten etwas fragen?“, „Sollen wir eine kurze Pause machen?“), zeige etwas vor (ein Bild, ein Dia, ein Plakat) oder gehe zur Tafel und schreibe etwas auf.
  • Stelle Fragen an die Zuhörer mit dem Ziel, Müdigkeit zu verhindern und Interesse an deinem Vortrag zu erwecken.
  • Sprich laut, deutlich, nicht zu schnell und nicht monoton. Leises und schnelles Sprechen zeigt deine Unsicherheit und Nervosität auf. Lege öfters eine Atempause ein, um zur Ruhe zu kommen. Wenn du dennoch zu schnell sprichst, entwickle einen gewissen Sprechrhythmus, der dir erlaubt, auszuatmen, wenn du nach einigen Worten deine Stimme absenkst.
  • Bedenke, dass selbst Stotterer ganz gut zurechtkommen, wenn sie einen Rhythmus entwickeln oder vorfinden, z.B. bei einem Lied oder beim Vater-unser-Gebet in der Kirche.
  • Wenn du dich angespannt fühlst, gehe ein wenig auf und ab, jedoch nicht zuviel, um nicht nervös zu wirken.
  • Unterstreiche deine Worte durch eine gewisse Gestik. Handbewegungen können auch deine Verkrampfung lösen, sollten jedoch nicht übertrieben eingesetzt werden, um keine Unruhe zu vermitteln.
  • Beachte Unruhe oder Desinteresse der Zuhörer und frage dich, was dies bedeuten könnte. Wenn die Aufmerksamkeit unweigerlich nachlässt trotz all deiner Bemühungen, beende deinen Vortrag lieber vorzeitig mit einem lockeren Hinweis, z.B. „Ich glaube, das Wichtigste habe ich bereits gesagt, wir sollten jetzt einmal darüber diskutieren und dann überlegen, wie wir weitermachen.“
  • Im Unterricht, am Arbeitsplatz, in Pausen, in Gesprächsrunden und in der Freizeit können dir folgende Tipps helfen, dich gut in Szene zu setzen:
  • Melde dich selbst möglichst oft zu Wort und warte nicht darauf, bis du angesprochen wirst. Auf diese Weise behältst du das Gesetz des Handelns.
  • Warte nicht, bis du etwas gefragt wirst, sondern frage selbst die Anwesenden etwas. Auf diese Weise zeigst du Initiative, was die Gruppe belebt, ohne dass du alles selbst gestalten musst.
  • Sage einfach, was du dir denkst und rede, wie dir der „Schnabel gewachsen“ ist. Andere Menschen sind auch nicht gescheiter als du und trauen sich trotzdem, ihre Meinung kundzutun.
  • Verwende bei deinen Äußerungen anstelle von Phrasen und allgemeinen Feststellungen möglichst oft sog. Ich-Botschaften (z.B. „Ich glaube …“; „Mir gefällt …“; Ich möchte gerne …“) und drücke dabei auch deine inneren Gefühlszustände aus. Gib bekannt, was du dir wünschst, damit du nicht immer nur die Wünsche anderer Menschen erfüllen musst.
  • Sage etwas, was dich mit anderen verbindet, weil diese ähnliche Wahrnehmungen haben, z.B. „Da riecht es aber komisch“, „Heute ist es ziemlich heiß“, „Die Musik ist zu laut“, „Heute ist der Bus total überfüllt“.
  • Wenn du anfangs nicht viel zu reden weißt, bewähre dich als guter Zuhörer. Bevor du selbst etwas sagst, formuliere mit anderen Worten sinngemäß, was dir dein Gegenüber inhaltlich und gefühlsmäßig mitgeteilt hat. Auf diese Weise musst du nicht immer nachdenken, was du sagen sollst, sondern kannst das aufgreifen, was dein Gesprächspartner geäußert hat. Dein Gegenüber fühlt sich dadurch beachtet und verstanden.